Für Nietzsche decken sich unsere physiologischen Triebe grundsätzlich mit unserer unbewussten Dynamik: die Konstruktion des Bewusstseins tritt daher nur als Ergebnis des Kampfes um die Gewalt über diese physiologischen und psychologischen Triebe auf. In Nietzsches Hauptwerk erscheint die bewusste Erfahrung deshalb als „Oberflächen-Phänomen“ im Vergleich zu der „großen Vernunft“ des Leibes. Das Thema der Abwertung des bewussten ego stellt mehrere Fragen: sind Zarathustras Gesichte das Ergebnis einer unmittelbaren Intuition? Was ist die Beziehung zwischen Inspiration und Unbewusstem in seinem Werk? Ist es nicht vielleicht zu einfach an Also sprach Zarathustra im Licht der Polarität des Bewussten-Unbewussten heranzugehen? Das Nietzsche Hauptwerk entzieht sich einer einfachen, zu einfachen, Klassifizierung und stellt sich wie ein Gedicht-Philosophischer Roman dar, in dem Dichtung und Philosophie, λóγος und μῦϑος, Bewusst und Unbewusst, Inspiration und Überlegung, Liebe zur Maske und Wille zur Wahrheit keine unvereinbare Polarität bilden, sondern in einem mimetischen Verhältnis von paradox coincidentia oppositorum bleiben. Andererseits legt vielleicht nicht einmal diese coincidentia, wenn sie auch innerlich noch mit einer metaphysischen Logik verstanden wird, Rechenschaft ab über die schickreiche Tragweite eines Gedankens, der sich jenseits jeder Gegenüberstellung setzen will. Ist die aphoristische Physionomie und die Nietzsche Vorliebe für ein Sinnbild in Zusammenhang mit ein inspirierten und intuitiven modus operandi zu bringen, oder handeltet es sich im Grund nur um ein gültiges Mittel für die Zersplitterung von die „Alte Tafeln“ und die „Umwertung aller Werte“? Diese Fragen gehen offensichtlich auf den Grund von Nietzsches Philosophie. Das Werk Also sprach Zarathustra zeigt deshalb durch Bilder, mehr als es mit Begriffen demonstriert, und festigt sich als Alternative für die moralischen und metaphysischen Formulierungen, die in zwei Jahrtausenden philosophischer Tradition anhäufen wurden. Das Sinnbild und die Metapher, die Allegorie und das Rätsel, der Traum und die Gesicht, stellen sich in Also sprach Zarathustra als Werkzeugen eines Gedanken, der manchmal „launisch“ und unabhängig vom Bewusstsein ist, und sich manchmal als Ergebnis einer sorgfältigen labor limae offenbart. Hier entsteht das große Problem des Gedächtnisses: werden die Symbole des Zarathustra künstlerisch ex nihilo erschaffen, oder handelte es sich um unbewusste und bewusste Erinnerungen? Wenn Nietzsche die sogenannten „Wiederkunftsensationen“ verwendet, schöpft er aus konkreten Inhalten seines Selbst, oder schöpft er aus einem gemeinsamen, erblichen und unbewussten Gedankengut von Bilden? Was ist das Verhältnis zwischen Gesicht und Gedächtnis? Ist das Gedächtnis nur eine bewusste Erinnerung oder präsentiert es auch die Entstehung des Verdrängten? Dies sind die grundlegenden Fragen, die stellen sollte, um zu der Analyse von Gesichte, Träumen, und Phantasien des Werkes Also sprach Zarathustra beizutragen.

Die Geburt des Unbewussten und die Konstruktion des Bewusstseins in "Also sprach Zarathustra"

Alberto Giacomelli
2015

Abstract

Für Nietzsche decken sich unsere physiologischen Triebe grundsätzlich mit unserer unbewussten Dynamik: die Konstruktion des Bewusstseins tritt daher nur als Ergebnis des Kampfes um die Gewalt über diese physiologischen und psychologischen Triebe auf. In Nietzsches Hauptwerk erscheint die bewusste Erfahrung deshalb als „Oberflächen-Phänomen“ im Vergleich zu der „großen Vernunft“ des Leibes. Das Thema der Abwertung des bewussten ego stellt mehrere Fragen: sind Zarathustras Gesichte das Ergebnis einer unmittelbaren Intuition? Was ist die Beziehung zwischen Inspiration und Unbewusstem in seinem Werk? Ist es nicht vielleicht zu einfach an Also sprach Zarathustra im Licht der Polarität des Bewussten-Unbewussten heranzugehen? Das Nietzsche Hauptwerk entzieht sich einer einfachen, zu einfachen, Klassifizierung und stellt sich wie ein Gedicht-Philosophischer Roman dar, in dem Dichtung und Philosophie, λóγος und μῦϑος, Bewusst und Unbewusst, Inspiration und Überlegung, Liebe zur Maske und Wille zur Wahrheit keine unvereinbare Polarität bilden, sondern in einem mimetischen Verhältnis von paradox coincidentia oppositorum bleiben. Andererseits legt vielleicht nicht einmal diese coincidentia, wenn sie auch innerlich noch mit einer metaphysischen Logik verstanden wird, Rechenschaft ab über die schickreiche Tragweite eines Gedankens, der sich jenseits jeder Gegenüberstellung setzen will. Ist die aphoristische Physionomie und die Nietzsche Vorliebe für ein Sinnbild in Zusammenhang mit ein inspirierten und intuitiven modus operandi zu bringen, oder handeltet es sich im Grund nur um ein gültiges Mittel für die Zersplitterung von die „Alte Tafeln“ und die „Umwertung aller Werte“? Diese Fragen gehen offensichtlich auf den Grund von Nietzsches Philosophie. Das Werk Also sprach Zarathustra zeigt deshalb durch Bilder, mehr als es mit Begriffen demonstriert, und festigt sich als Alternative für die moralischen und metaphysischen Formulierungen, die in zwei Jahrtausenden philosophischer Tradition anhäufen wurden. Das Sinnbild und die Metapher, die Allegorie und das Rätsel, der Traum und die Gesicht, stellen sich in Also sprach Zarathustra als Werkzeugen eines Gedanken, der manchmal „launisch“ und unabhängig vom Bewusstsein ist, und sich manchmal als Ergebnis einer sorgfältigen labor limae offenbart. Hier entsteht das große Problem des Gedächtnisses: werden die Symbole des Zarathustra künstlerisch ex nihilo erschaffen, oder handelte es sich um unbewusste und bewusste Erinnerungen? Wenn Nietzsche die sogenannten „Wiederkunftsensationen“ verwendet, schöpft er aus konkreten Inhalten seines Selbst, oder schöpft er aus einem gemeinsamen, erblichen und unbewussten Gedankengut von Bilden? Was ist das Verhältnis zwischen Gesicht und Gedächtnis? Ist das Gedächtnis nur eine bewusste Erinnerung oder präsentiert es auch die Entstehung des Verdrängten? Dies sind die grundlegenden Fragen, die stellen sollte, um zu der Analyse von Gesichte, Träumen, und Phantasien des Werkes Also sprach Zarathustra beizutragen.
2015
Pathos, Parodie, Kryptomnesie. Das Gedächtnis der Literatur in Nietzsches "Also sprach Zarathustra"
978-3-8253-6453-3
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