Nach dem Erfolg von Goethes Ritterschauspiel "Götz von Berlichingen" (1773) erfreute sich das Thema des mittelalterlichen Femgerichts in der deutschsprachigen Dramatik des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts einer beachtlichen Popularität. Am Beispiel von Ludwig Ferdinand Hubers "Das geheime Gericht. Ein Trauerspiel" (1790) geht der vorliegende Beitrag der Frage nach, inwiefern sich die literarische Darstellung der Versammlungen der ,freien Richter‘ der Feme mit der Symbolik, den Ritualen und auch den Idealen der Freimaurerei in Beziehung setzen lässt. Im Stück verbindet Huber, der der Leipziger Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen angehörte, das Thema des Femgerichts mit bildlichen und diskursiven Elementen, die in der Geheimbunddramatik der Spätaufklärung für die literarische Darstellung der Freimaurerei typisch waren. In der Analyse sollen diese anhand der Beschreibungen der Initiationsszenen, des Zeremoniells des geheimen Gerichts und der Machtverhältnisse zwischen den Figuren herausgestellt werden. Es wird sich zeigen, dass die freimaurerischen Anspielungen im Stück sowohl ästhetisch-performative als auch utopisch-moralische Funktionen erfüllen, die im Zusammenhang mit der Bühnenästhetik sowie mit dem Gedankengut der Spätaufklärung zu deuten sind.
Femgericht und Freimaurerei. Überlegungen zu einer literarischen Faszination am Beispiel von Ludwig Ferdinand Hubers Das geheime Gericht
Daniele Vecchiato
2023
Abstract
Nach dem Erfolg von Goethes Ritterschauspiel "Götz von Berlichingen" (1773) erfreute sich das Thema des mittelalterlichen Femgerichts in der deutschsprachigen Dramatik des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts einer beachtlichen Popularität. Am Beispiel von Ludwig Ferdinand Hubers "Das geheime Gericht. Ein Trauerspiel" (1790) geht der vorliegende Beitrag der Frage nach, inwiefern sich die literarische Darstellung der Versammlungen der ,freien Richter‘ der Feme mit der Symbolik, den Ritualen und auch den Idealen der Freimaurerei in Beziehung setzen lässt. Im Stück verbindet Huber, der der Leipziger Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen angehörte, das Thema des Femgerichts mit bildlichen und diskursiven Elementen, die in der Geheimbunddramatik der Spätaufklärung für die literarische Darstellung der Freimaurerei typisch waren. In der Analyse sollen diese anhand der Beschreibungen der Initiationsszenen, des Zeremoniells des geheimen Gerichts und der Machtverhältnisse zwischen den Figuren herausgestellt werden. Es wird sich zeigen, dass die freimaurerischen Anspielungen im Stück sowohl ästhetisch-performative als auch utopisch-moralische Funktionen erfüllen, die im Zusammenhang mit der Bühnenästhetik sowie mit dem Gedankengut der Spätaufklärung zu deuten sind.Pubblicazioni consigliate
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